Auswahlmenü "De Kaul":
  
Allgemeine Vorbemerkungen
   Der Beginn des Abbaus
   Die Seilbahn kommt
   Unfälle und wirtschaftliche Probleme
   Stollengebet
   Neuer Beginn
   "Bergkrone" am Ende
   "De Kaul" lebt in Uersfeld weiter
   Alte Fotos von Früher -NEU-
   Impressum
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Allgemeine Vorbemerkungen:

Der Uersfelder Raum birgt reichhaltiges Schwerspatvorkommen, dass über 100Jahre in der Schwerspatgrube Uersfeld zu Tage gefördert wurde. Schwerspat, fachlich richtig Baryt (BaSO4), ist "ein seltenes Mineral, das an vielen Stellen in Form weißer oder rosafarbener Steine zu Tage tritt und unter-irdische Adern von bis zu vie Metern Dicke bildet... Chemisch gesehen besteht dieses Gestein - je nach Reinheitsgrad - bis zu 95% und mehr aus Bariumsulfat, einem schwerlöslichen Salz. Mit 4,5 g/cm3 (Eisen: 7,9 g/cm3) besitzt Baryt eine recht hohe Dichte, die auch den Namen Schwerspat erklärt. Pulverförmiges, reines Bariumsulfat findet Verwendung in der Farbindustrie. Weiterhin wird es als Füllstoff in der Papier-, Textil- und Kunststoffindustrie eingesetzt. In aufgeschlämmter Form auch heute noch bei der medizinischen Röntgendiagnostik als Kontrastmittel.
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Der Beginn des Abbaus:


Begonnen hatte alles im Jahre 1855. In Akten des Bergamtes Koblenz aus diesem Jahr findet sich ein erster Hinweis über die Schwerspatgrube bei Uersfeld, wie Bergdirektor Wilfried Rosenberger in seiner Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke aufzeigt. Am 18.09.1857 wird den Gebrüdern Kessel aus Köln die Erlaubnis erteilt, in der Gemeinde Uersfeld die Gewinnung von Schwerspat aufzunehmen. 1861 waren die Schwerspatlager bei Uersfeld an eine belgische Gesellschaft verpachtet, "welche in den Vorjahren beträchtliche Quantitäten Schwerspat gewann und an die Mosel zur Verschiffung abfahren ließ. In den Jahren 1859bis 1861 lagen die Schwerspatgruben still. Bald darauf reiste der königlich-preußische Berggeschworene Selb zu Herzogenrath nach Uersfeld und prüfte die Arbeiten, besichtigte die Anlagen und berichtete über die Grube, "dass der zu gewinnende Schwerspat sehr rein, grobblättrig und jetzt in einem regelmäßigen Gang von 3 - 4 Fuß Mächtigkeit (ca. 0,90 bis 1,20m) mit einem Streichen in h 4-5 und einem Einfallen von etwa 80° gegen Süden, zu beiden Seiten des Elzbachtals zwischen der zweiten und dritten Mühle oberhalb Uersfeld in sandigen, grob geklüfteten Grauwackerschiefer auftritt, der ebenfalls gegen Süden mit etwa 80° fällt, doch mehr in h 6 streicht. Man hat hier seit einigen Jahren auf beiden Talseiten Gewinnung durch Tagebau betrieben, indem man in der Fluthöhe des Baches söhlig im Gang auffuhr und die Wände durch Stempel auseinanderhielt, jetzt aber, nachdem man so 3-4 Lachter auf beiden Seiten aufgefahren ist, schien das Nebengestein unsicher geworden, und man entschloss sicht mit Recht den Betrieb zunächst auf der linken Bachseite, wo das Gehänge am steilsten ist, unterirdisch fortzusetzen. Zu diesem Behufe ist noch nichts weiter ausgeführt, als ein unter der Leitung des Herrn Herrmann regelrecht abgeteufter und verzimmerter Schacht von geringen Dimensionen, welche jetzt eine Sohle - 5 Lachter unter Tage - zunächst 2° westlich vorliegenden Ortsstoss des Tagebaues in Verbindung gebracht wird, während gleichzeitig gegen Osten im Gange söhlig aufgefahren und hierüber alsdann ein Firstenbau eröffnet werden soll."
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Die Seilbahn kommt:

Im Jahr 1902 war die Grube im Besitz der Firma C. Welch in Wesel. Im gleichen Jahr wird die Seilbahn von der Grube zur Verladerampe am Bahnhof Uersfeld in Betrieb genommen. Es war die erste derartige Einrichtung im ganzen Kreis Adenau und der näheren Umgebung. Die Kosten beliefen sich auf 75.000 Mark. Am 24.09.1906 fand sich ein Pächter für die Schwerspatgrube, nämlich die Gewerkschaft Bergkrone, Köln. Ab nun trägt die "Kaul" auch den Namen "Bergkrone". Im Jahr 1910 war Herr C. Korth Besitzer der Schwerspatgrube. Die Zeitung "Eifelbauer" berichtet in Nr. 51/1912 folgendes: "Uersfeld, 12. Dez. In der hiesigen Schwerspatgrube, in der man lange Jahre hindurch der Erde in reichem Maße ihre Schätze abgewann und wodurch eine erhebliche Anzahl von Arbeitern einen steten Verdienst an Hand hatten, ist nun der Stoff zur Neige gegangen. Zwar ist man schon seit geraumer Zeit an einer anderen Stelle am Ausschachten und hat auch schon eine entsprechende Tiefe aufzuweisen; aber trotzdem ist bis jetzt die Mühe erfolglos. Infolgedessen ist die Zahl der Arbeiter schon bedeutend vermindert worden. Jedoch schreitet man mit den Arbeiten stets voran, da man bestimmt damit rechnet, die Mühe bald bezahlt zu sehen". Das zog sich hin bis 1913. Die Griese spürten sowohl die einzelnen Orte in ihren Pacht- und Steuereinnahmen als auch die betroffenen Familien, denn viele Männer waren nun arbeitslos. Sie mussten ihr Heimatdorf verlassen, im sich im Ruhrgebiet eine neue Stelle zu suchen. Viele suchten auch im Forst eine Anstellung zu finden. Durch dieses große Angebot sanken natürlich die Stundenlöhne, so dass schwere Arbeit für recht wenig Geld geleistet werden musste. Dieses Auf und Ab an Arbeit, an Entlassungen und Wiedereinstellungen zog sich durch die kommenden Jahrzehnte. Besonders schlimm machten sich Arbeitszeitverkürzungen und Stilllegungn in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, in und nach den Inflationsjahren bemerkbar. So begrüßten Arbeitslose 1928 die Wiederinbetriebnahme der Schwerspatgrube "Bergkrone", nachdem sie zwei Jahre stillgelegen hatte.1927 wurde eine Trafo-Station eingerichtet, und seit 1928 hatte die Grube Stromanschluss. Die Anschlusskosten betrugen 180,- RM. Das Bergwerk wurde natürlich ein Großverbraucher. Bereits im ersten Jahr, 1928, betrug der Stromverbrauch der Grube 98.954 Kilowatt.
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Unfälle und wirtschaftliche Probleme:

1930 war die Grube durch zwei Seilfahrtschächte erschlossen und arbeitete in einer Tiefe von 65m. Zu der Zeit war auch eine Aufbereitungsanlage vorhanden mit Rundherd und Klauben (=zum Auslesen) und Setzkasten zum Waschen. Damals waren 41 Arbeiter neben einem Steiger in der Grube tätig. Die Frauen arbeiteten in der Aufbereitung. Es bestand schon Schichtbetrieb. Ein Jahr später, 1931, betrug die Anzahl der Arbeiter: 44 Arbeiter über 18 Jahren, einer unter 18 Jahren, zwei Angestellte und sechs Arbeiterinnen über 18 Jahren. Seit dieser Zeit befinden sich auch alle Betriebspläne, -berichte und wirtschaftliche Lageberichte im Bergamt Koblenz. Anfangs der 1930er Jahre kan es infolge von Preissenkungen zu erheblichen Absatzschwierigkeiten des Schwerspates. An der Verladestelle in Höchstberg dehnte sich eine gewaltige Gesteinhalde aus. Diese Lage besserte sich erst wieder mit Beginn des Jahres 1935. Eine Vielzahl von Arbeitern verluden die Bodenschätze in bereitstehende Eisenbahnwagen, die sie bis Brohl brachten. Dort wurde der Schwerspat in Schiffe umgeladen, nach Holland gebracht, von wo er dann in großen Seeschiffen seine Reise nach Amerika antrat. Es gibt kein Bergwerk, in dem es keine Unfälle gibt. Auch in der Schwerspatgrube "Bergkrone" kam es während all den jahrzehnten immer wieder zu leichten und schweren Unfällen. Das Jahr 1930 allerdings konnte für die Grube als echtes Unglücksjahr bezeichnet werden. Fünf schwere Unglücksfälle ereigneten sich kurz hintereinander, zwei davon verliefen tödlich. Am 18.02. kam der Bergmann Peter Emmerichs aus Uersfeld auf der Förderungsstelle in die Seilbahn. In ihr wurde er mehrmals rundgeschleudert und erlitt so schwere innere Verletzungen, dass er am 02.03.1930 im Krankenhaus Mayen verstarb. Just am gleichen Tage, um 15 Uhr, wurde der Bergknappe Michael Radermacher aus Kötterichen durch herabfallendes Gestein verschüttet. Er verstarb noch auf dem Transport ins Mayener Krankenhaus. Des weiteren verloren 6 Männer ihr Leben bei Grubenunfällen.
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Stollengebet:
Hl. Barbara, du edle Braut, 
mein Leib und Seele sei Dir anvertraut,
sowohl im Leben als auch im Tod,
steh mir bei in jeder Not,
Steh mir bei am letzten End,
das ich nicht sterbe ohne das hl. Sakrament.
Amen!

Dieses Gebet wurde morgens um 6 Uhr, bevor der erste Förderkorb in die Tiefe der Schwerspatgrube "Bergkrone" einfuhr auf der Hängebank von den Bergleuten mit Ehrfurcht gebetet.



























Neuer Beginn:

Der verlorene Zweite Weltkrieg brachte die Wirtschaft Deutschlands zum Erliegen. Industrielle und technische Anlagen lagen danieder. Die Siegermächte forderten den totalen wirtschaftlichen Abbau. Deutschland sollte nur mehr ein Ackerland sein. Doch nach und nach setzten sich vernünftige Politiker durch, so daß es Jahre nach Kriegsende zu anfänglichen wirtschaftlichen Neubeginnen kommen konnte. So auch in der Schwerspatgrube. Ende 1948 begann man wieder mit der Arbeit. Und die war mehr als mühevoll, denn das ganze Bergwerk stand voll Grundwasser und musste von Grund auf überholt werden. Die Holzabstützungen waren größtenteils gefault, mancher Streckenabschnitt bereits eingestürzt. Am 12.02.1949 wurde endlich wieder nach vieljähriger Unterbrechung die Drahtseilbahn in Betrieb genommen. Einige Arbeiter gingen, wie in den vergangenen Jahrzehnten, den Winter über in den Wald arbeiten. Dadurch kam es langsam wieder zu deutlich spürbaren finanziellen Verbesserungen in den Dörfern.
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Gewaltige Fördermengen:

Während anfangs unter Baron von Lockhorst höchstens 1500 bis 2000 Tonnen pro Jahr gefördert wurden, stieg die Förderleistung durch stetige Modernisierungen im Laufe der Jahre. Nachstehend einige Fördermengen in Tonnen:

- 1931 = 19.100 t
- 1933 = 16.269 t
- 1937 = 14.177 t
- 1939 = 10.382 t
- 1941 = 15.916 t
- 1944 = 8.607 t
- 1950 = 8.934 t
- 1952 = 10.751 t
- 1953 = 17.692 t
- 1955 = 21.909 t
- 1960 = 25.563 t
- 1963 = 28.343 t
- 1965 = 27.439 t
- 1966 = 18.353 t
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Bergkrone am Ende:

Der letzte Eigner war die Firma Sachtleben Bergbau GmbH in Meggen, später Sachtleben AG für Bergbau und chemische Industrie. Mit ihr kam es in den Bergwerksanlagen zu wesentlichen technischen Neuerungen und Verbesserungen, aber auch durch den unerbittlichen Konkurrenzkampf des Wirtschaftshandels zu Rationalisierungen, Kündigungen und Einsparmassnahmen. So wurde am 01.01.1962 die Seilbahn, in Betrieb seit 1902, stillgelegt. Der Schwerspat wurde nunmehr mit Lkws nach Andernach gefahren und dort in Rheinschiffe verladen. Ein Jahr später wurde die Seilbahn - das Wahrzeichen von Höchstberg - abgerissen. Obwohl 1963 die höchste Fördermenge von 28.242 Tonnen erzielt wurde, zeichnete sich das Ende der Grube ab, weil angeblich nicht mehr genügend Schwerspatvorkommen da seien. Auf jeden Fall konnten die Vorräte der Grube nicht wesentlich erweitert und erschlossen werden. Daher beschloss der Inhaber im März 1967 die Stillegung, "da weitere Untersuchungen auf Grund des bisherigen Untersuchungsergebnisses nicht mehr zu erwarten seien, als auf der 110m Sohle auch der Gang nicht mehr angetroffen wurde". Als ein erneuter Versuch bei Kötterichen keine abbauwürdigen Vorkommen mehr erschloss, wurde die Grube stillgelegt. Auch auf der zweiten Sohle, Gang 8, wurde 1967 die letzte Schicht gefahren. Eine Restbelegschaft von 45 Mann arbeitete noch in 3 Schichten auf der 110m Sohle. Die Sachtleben AG kündigte den Arbeitern zum 30.04.1967 bis auf acht Mann, die noch vorübergehend Stilllegungsarbeiten ausführten. Als die letzten Teufenuntersuchungen unterhalb der 110m Sohle keine neuen Ergebnisse brachten, wurde die Schwerspatgrube Bergkrone in Uersfeld am 30.06.1967 endgültig stillgelegt. Nach ihrer Schließung tauchten Überlegungen auf, wie man die beiden Schächte der Grube von 115m und 185m Teufe für die öffentliche Wasserversorgung nutzen könne. Aufgrund von Untersuchungen erwarb schließlich der Kreis Cochem 1968 die Grube zur Einbindung in die Wasserversorgung des Kreiswasserwerkes Cochem-Zell. Auf dem Grubengelände befanden sich bei einer Begehung 1979 noch 5 bis 6 mehr oder minder verfallene Gebäude, nämlich ein Abstellraum, die ehemalige Schreinerei, ein Pulverhäuschen, das Transformatorenhaus mit Schuppen, neben einem Apfelbaum des Verwaltungsgebäudes des Bergwerks (dort stand früher auch das Wohnhaus des Steigers) und die ehemalige alte Schmiede. Der Einstieg in den Berg ist mit einer Bodenplatte verschlossen worden. Eine weitere Schachtanlage befand sich in der Gemarkung Kötterichen. An der Kreisstraße nach Kötterichen (K 94) steht noch die Villa des Grubendirektors aus dem Jahre 1921.
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"De Kaul" lebt in Uersfeld weiter:

1985 errichtete die Gemeinde Uersfeld zur Hebung der Attraktivität in der Ortsmitte einen Dorfbrunnen mit einem Steinquader. Um die Erinnerung an die ehemalige Schwerspatgrube aufrechtzuerhalten, wurden in den Stein Schwerpunkte der Schwerspatförderung plastisch eingearbeitet. Die bild-hauerische Arbeit zeigt einen Förderturm, Bergleute unter Tage und Schwerspatloren. Der Durchbruch am Stein und das sprudelnde Wasser sollen die Arbeit unter Tage darstellen. Das Pferdegespann auf einer Seite soll daran erinnern, wie man früher die Felder bestellt hat. Dass man bei all dieser Arbeit auch noch Zeit zum Ausruhen fand, drückt sich in den dargestellten aus.
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Impressum

Der vollständige Bericht über die Geschichte von Uersfeld ist in der Ortschronik zur 850 - Jahrfeier nachzulesen!

Autor: Erich Mertes

Arbeitskreis Chronik: Alfred Schuck, Petra Rieder, Lothar Klasen, Andreas Daniels, Heinz Lanser, Klaus Dickel, Eduard Schend und Wilfried Jax

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